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bogevischs buero
806

Rümelinstraße 32 + 38

2022
3. Rang  

Ausloberin: Isaria München Projektentwicklungs GmbH

Mitarbeit: Laura Ingermann, Magdalena Müller, Johannes Prünte

Städtebauliche Idee

In direkter Nachbarschaft zum Wettbewerbsgrundstück hat bereits eine Stadtreparatur begonnen, das Ensemble Rosenstein Mitte bietet eine geschlossene Blockstruktur an, die sich in Form und Größe an die angrenzende Bahnersiedlung anlehnt. Dieser angedeutete Block wird geschlossen und die städtebauliche Haltung weitergeführt. Die Fuß- und Raddurchwegung wird als Rosensteingasse durch das Grundstück weitergeführt, im nördlichen Bereich entsteht ein Baukörper, der seinerseits eine Hofstruktur anbietet und so das Weiterführen der historischen Struktur provoziert.

 

Nutzungen

Die angestrebte Nutzungsmischung aus Wohnen und Gewerbe wird in zwei Ensembleteile nördlich und südlich der neuen Fuß- und Radverbindung gruppiert. Der nördliche, lärmbelastetere Baukörper wird von Gewerbeeinheiten besetzt, im Erdgeschoss findet die Kita, die sich thematisch zum Kinder- und Jugendhaus wie zum Stadtteilzentrum orientiert – Synergien insbesondere im Freiraum werden so möglich.

Die Erschließung der Gewerbeeinheiten findet durch ein großzügiges Foyer von der Rümerlinstraße statt, die Erschließung des Kindergartens durch die autofreie Rosensteingasse. So werden Nutzungskonflikte vermieden und den Kindern zusätzliche Sicherheit und Bewegungsfreiraum geboten.

Der Gewerbebau schirmt den südlichen Wohnungsbau vor Schallimmisionen ab, so entstehen eine Vielzahl an geschützten Wohnlagen. Im Inneren des Wohnbausteins entstehen zwei geschützte Höfe, die durch eine halböffentliche Durchwegung nicht nur den Bewohnern, sondern auch der unmittelbaren Nachbarschaft einen grünen Rückzugsraum bieten. Zu Rümelinstraße und Rosensteingasse hin wird die Wohnnutzung durch kleinteiligere Gewerbenutzungen wie Ateliers, Co-Working und Praxen ergänzt, die für eine Belebung des öffentlichen Straßenraums sorgen.

Die Erschließung findet über Rümelinstraße und Rosensteingasse statt, um eine eindeutige Adressbildung zu erreichen, eine Durchwegung zum Innenhof hin ist aber für alle Treppenräume gegeben.

 

Freiraum & Biodiversität

Neben der Kita-Freifläche entstehen zwei unterschiedliche Höfe, einer als Spielhof mit vielfältigen Freizeitangeboten, der andere als geselliger Treffpunkt für die Bewohner. Lediglich die für die Feuerwehr notwendigen Flächen werden versiegelt, alle übrigen Flächen bleiben teil- bzw. unversiegelt, um ein großflächiges Versickern zu ermöglichen. Die bestehenden Planungen werden integriert und durch ein sanftes Abtreppen an die neuen Höfe angeschlossen.

Die beiden unterschiedlichen Freiflächen werden durch Großbäume dominiert, die Rückzugsräume für nistende Tiere bereithalten. Die großzügigen Stauden- und Gehölzzonen schaffen zusammen mit den weiten Blühwiesen Lebensräume für Insekten und Kleintiere. Ein zusätzliches Habitat für Insekten entsteht in der Fassadenbegrünung sowie auf dem Biodiversitätsdach, Kleintiere können sich durch die großzügigen Durchgänge frei im Stadt- bzw. Gartenraum bewegen.

Die Rosensteingasse wird als Aufenthaltsraum mit vielfältigen Spiel- und Bewegungsangeboten ausgebildet.

 

Wohnen

Die Wohnungen werden in 3-4-Spännern mit großzügigen, gemeinschaftsbildenden Treppenhäusern angelegt. Größere Wohnungen werden von Straße zum Innenhof durchgesteckt, kleinere Wohnungen zum grünen, ruhigen Innenhof orientiert.

32% der Wohneinheiten sind als förderfähige Wohnungen ausgebildet. Um eine soziale und gesellschaftliche Durchmischung zu erreichen, werden sie mit den freifinanzierten Wohnungen gemischt, auch die verschiedenen Wohnungsgrößen werden vielfältig kombiniert.

 

Gewerbe

Die großen Gewebeeinheiten im Norden des Grundstücks basieren auf einem klaren, gleichmäßigen 1.35m-Raster, was vielfältige Arbeitsweisen und Bürogrößen ermöglicht. Die Einheiten können auch nachträglich zu größeren Büroräumen kombiniert oder in kleinere Einheiten geteilt werden. Die in den Wohnbaustein integrierten Kleingewerbe sind so organisiert, dass sie nachträglich in Sonderwohnformen wie Atelierwohnungen umgewandelt werden können.

 

Mobilität

Der Fokus des Mobilitätskonzepts liegt auf ÖPNV und klimafreundlichen Mobilitätsangeboten. Das Wettbewerbsgrundstück liegt in fußläufiger Nähe zu U-Bahn, Bus und zukünftig auch S-Bahn. Die notwendigen Stellplätze werden in der Tiefgarage des Bauvorhabens Rosenstein Mitte untergebracht. An zwei der Anschlussstellen an den Nachbarn ist ein Anschluss möglich, auf eine Anbindung aller Treppenhäuser wird zugunsten sparsamer Kellerflächen verzichtet.

Direkt an jedes Treppenhaus und den gemeinschaftlichen Innenhof grenzt ein großzügiger Fahrradraum für die alltägliche Nutzung an, Ladestationen für Pedelecs sind vorgesehen und werden über die großflächige PV-Anlage auf dem Dach versorgt. Ergänzt wird dieses Angebot durch öffentlich zugängliche Besucherstellplätze und zusätzliche Fahrradräume im Keller, in denen Fahrräder etc. langfristiger abgestellt werden können.

Für die gesamte Bewohnerschaft werden in der zentral gelegenen Mobilitätszentrale zusätzliche Angebote wie
Lasten(E-)rad und Hacken-Porsche angeboten, das Angebot kann für die gesamte Nachbarschaft zugänglich gemacht werden.

 

Konstruktion

Beide Gebäude werden im kfW40 NH-Standard konstruiert. Die hinterlüftete Konstruktion aus Mauerwerk und Klinker-Vorsatzschale kann nach ihrer Lebensdauer getrennt recycelt werden, falls ein Austauschen der Fassadenbekleidung notwendig wird, kann das ohne Beschädigen der Tragkonstruktion passieren. Die vorgeschlagenen Holz-Alu-Fenster sind nach außen hin robust und langlebig, nach innen schaffen sie ein angenehmes Raumklima.

 

Klimaschutz & -Anpassung

Durch die massive Konstruktion entstehen große Speichermassen, die Temperaturschwankungen ausgleichen und abmildern. Im Sommer werden die Gebäude durch außenliegende Textilscreens vor Überhitzung geschützt, die großzügige Begrünung zum Innenhof kühlt die Wohnungen weiter ab und verbessert zusammen mit den Großbäumen im Innenhof das Mikroklima. Die Beheizung und Warmwasserversorgung wird über Luft-Wärmepumpen sichergestellt. Im Sommer können die Wohnräume mittels eines Wasserkreislaufs über die Fußbodenheizung gekühlt werden. Die für die Anlagen notwendige Energie wird durch die großflächige PV-Anlage auf dem Dach der Gebäude erzeugt.

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