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Realisierungswettbewerb Sorbisches Wissensforum am Lauenareal

2023
1. Preis Realisierungswettbewerb

Auslober: Stiftung für das Sorbische Volk, Bautzen

Mitarbeit: Franziska Mühlbauer, Magdalena Müller

 

 

Struktur

Die beiden Wettbewerbsgebiete befinden sich in einem kleinteiligen Kontext innerhalb einer Blockrandbebauung, welche durch Versprünge in horizontaler und vertikaler Richtung charakterisiert wird.
Ziel des Entwurfs ist ein sensibler Umgang mit diesen historisch gewachsenen Strukturen und eine Vermittlung zwischen Ihren Einzelteilen, so, dass eine „Ruhe“ in der Heterogenität entsteht.
Das neue Sorbische Wissensforum wird zum ‚magnetischen’ Zentrum mit markanter Prägung.

 

Drei Höfe

Die Grundstruktur des Entwurfes wird durch drei klare, viereckige Höfe gebildet. Der ehemalige Hof der Posthalterei wird in seiner Lage und groben Dimensionierung aufgegriffen. Zwei weitere Höfe, einer im Norden des Grundstücks und einer im Bearbeitungsgebiet I werden hinzugefügt.

 

Eine Faltung

Um die Grundstruktur der Höfe falten sich die Gebäude: Im Bearbeitungsgebiet I wird das Eckgebäude Äußere Lauenstraße/Goschwitzerstraße erhalten. Das Gebäude äußere Lauenstraße 7 wird durch einen Neubau ersetzt, um so den Anforderungen der Funktionen Veranstaltungsraum und Co Working zu entsprechen und eine Sichtbarkeit in der Stadteinfahrt zu erzielen.

Im Bearbeitungsgebiet II wird die Lücke neben der ehemaligen Posthalterei durch einen Neubau geschlossen. Im Norden wird das Gebäude am Lauengraben 8 erhalten und ebenfalls um einen Neubau ergänzt. Dieser wird zum Gesicht des Museums und besitzt eine Strahlwirkung zu den Hauptstraßen. Der Kopfbau wird so konzipiert, dass er sowohl jetzt – mit offenen Blockrand im Westen, als auch in einem zukünftig eventuell geschlossenen Block funktioniert.

Die Durchwegung

Im Norden, am Lauengraben, erreichen Besuchende über eine gut sichtbare Passage im Neubau den Erschließungshof. Hier befindet sich der Haupteingang mit dem Foyer als Gelenk zwischen den beiden Höfen. Dieses Gelenk verbindet die zwei Nutzungen Museum und Institut miteinander.

Im Süden wird die gleiche Abfolge aus geschlossenen und geöffneten Räumen wiederholt: Durch die historische Durchfahrt gelangen Besuchende in den Gastronomiehof und von dort aus zum Foyer. Ebenso erfolgt durch die südliche Durchfahrt die Anlieferung des Magazins.

Da der nördliche Baukörper das Gesicht des Ensembles darstellt, ist die Tiefgaragenzufahrt und Anlieferung des Trachtendepots im Süden des Bearbeitungsgebiets II innerhalb des Neubaus gelegen. Im Untergeschoss besitzt der Teil der Anlieferung eine höhere Deckenhöhe, da sich dort der Veranstaltungssaal und der Außenbereich befindet.

 

Kubatur und zukünftige Entwicklung

Die Dachformen richten sich nach dem Kontext: Als Stadtreparatur fügen sich die Neubauten in den Blockrand mit traufständigen Satteldachvolumen ein. Die untergeordneten Bauten im Inneren sind als Flachdachbauten geplant.

Das Dach der Ausstellung besitzt eine Faltung - eine Neuinterpretation der Satteldächer und entspricht damit in der Innenraumwirkung der Ausstellungsfunktion. Das Volumen wird auch von außen deutlich ablesbar. Das Museum wird so zum Herzen des Forums.

Der Neubau am Lauengraben ist so geplant, dass das Gebäude eine Präsenz zur Westseite entwickelt, die Eingangssituation jedoch auch nach einer möglichen zukünftigen Schließung des Blockrandes noch deutlich im Straßenraum ablesbar bleibt.
Durch die über Eck angeordneten Bögen, kann auf den westlichen Bogen verzichtet werden. Zudem sind alle Räume, die eine Belichtung erfordern nach Norden, bzw. Süden ausgerichtet.  

Freiraum

Die bereits bestehende Freiraum-Struktur im Bearbeitungsgebiet I mit ihrem Hof im Blockinneren bleibt erhalten. Dieser kann durch die durchgesteckten Eingangsbereiche direkt von den Mitarbeitenden des Instituts erreicht und als Freibereich genutzt werden.

Das Bearbeitungsgebiet II zwei gliedert sich in zwei Höfe: Erschließungshof und Gastronomiehof. Der Erschließungshof bietet einen geschützten Raum zum Sammeln von Gruppen, weg von der Straße. Außerdem befinden sich hier die Fahrradstellplätze für das Museum und Sitzgelegenheiten.

Der Südliche Hof kann entweder über das Foyer, das Café oder durch die historische Durchfahrt der ehemaligen Posthalterei erreicht werden. In diesem Hof befinden sich die Radstellplätze des Instituts. Insgesamt sind beide Grundstücke von einer Mauer umgeben, um sich von dem benachbarten Parkplatz abzugrenzen. Eine zukünftige Verbindung der zwei Bearbeitungsbereiche ist möglich.

 

Nutzungsverteilung und Grundrissstruktur

Im Bearbeitungsgebiet I befindet sich die Verwaltung des sorbischen Instituts, die ursprüngliche Teilung des Eckgebäudes Äußere Lauenstraße 9 und Goschwitzerstraße 1 wird dabei berücksichtigt. Insgesamt wird ein möglichst hoher Anteil an Bestandswänden erhalten. Alle benötigten Räume sind in dem Gebäude ÄLS 9 und in dem Neubau ÄLS 7 untergebracht. Das Gebäude Goschwitzerstraße 1 kann optional über einen Durchladerlift und Treppe zugeschaltet werden. Somit kann dieses Gebäude auch erst zu einem späteren Zeitpunkt saniert werden und eine zukünftige Erweiterung des Instituts oder Museums ermöglichen.

Im Bearbeitungsgebiet II befindet sich im Norden das Museum und im Süden das Institut. Als Bindeglied zwischen den beiden Einrichtungen liegen im Erdgeschoss das Foyer, der Veranstaltungssaal und im Obergeschoss der Lesesaal. Von dem Eingangsbereich aus können die Besuchenden den Ausstellungsbereich und die vertikale Erschließung der Bibliothek direkt erreichen. Der Eingangsbereich ist abgetrennt vom restlichen Museum, so kann der Veranstaltungsraum auch unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums genutzt werden.

Ziel des Entwurfes insgesamt ist es, einen möglichst hohen Anteil des Bestands zu erhalten. Aus diesem Grund befinden sich die kleinteiligen Verwaltungseinheiten des Museums in dem Bestandsgebäude am Lauengraben 8 und die des Institutes in der ehemaligen Posthalterei.

Die großflächigen Nutzungen, Ausstellungsbereich, Lesesaal, Magazin und Veranstaltungssaal, die zudem Anforderungen an Raumhöhen und Deckanlasten stellen, befinden sich in den Neubauten.
Das Trachtendepot befindet sich - vom Tageslicht geschützt - im Untergeschoss.
Die Galerieebenen im Neubau sind frei bespielbar, mobile Wandelemente können den Raum gliedern und verändern.
Dank der Galerieebene im obersten Geschoss sind große Exponate auch von einem höheren Blickwinkel betrachtbar.

 

 

Brandschutz

Generell besitzen alle Gebäude zwei bauliche Rettungswege. Der erste Rettungsweg der Ausstellung geht über das Bestandstreppenhaus am Lauengraben 8. Im Erdgeschoss kann direkt ins Freie geflohen werden, im 1. Obergeschoss ist der zweite Rettungsweg das Treppenhaus zum Lesesaal. Im 2. Obergeschoss kann über das Dach des Magazins in das Treppenhaus geflohen werden. Die Verwaltung des sorbischen Instituts im Bearbeitungsgebiet I besitzt ebenfalls zwei bauliche Rettungswege.

 

Konstruktion + Materialität

Aus Gründen des Brandschutzes sind die Neubauten als Massivbau geplant. Eine geschlemmte Vorsatzschale im Klinkerdünnformat bildet die Außenhaut der Fassade. Der hellgeschlemmte Farbton fügt sich in die Umgebung der verputzten Bestandsgebäude ein. In der Abhangdecke befindet sich die Beleuchtung der Ausstellungsflächen, sowie in den opaken Randbereichen die Technik. Im Untergeschoss befindet sich ein Technikraum, gut von dem Treppenhaus erreichbar.

Die Dachfaltung des Ausstellungsraums greift in der Außenwirkung die Satteldächer der Umgebung auf. Im Inneren ermöglichen auf der nördlichen Dachfläche angebrachte Oberlichter nebst Lichtlenkung eine ungerichtete blendfreie Beleuchtung der Kunstexponate.  

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