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Kooperatives Werkstattverfahren "Wohnen Morgen"

2023
Zuschlag Kooperatives Werkstattverfahren
Ausloberin: GWG Reutlingen

Mitarbeit: Magdalena Müller, Matthias Stuffer

ArGe: Walk Architekten
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan

Ort der Vielfalt

Das Kernanliegen unseres Entwurfsansatzes ist, ein urbanes Quartier mit einer Vielfalt an Räumen und Nutzungen entstehen zu lassen. Dabei sollen die bestehenden Qualitäten gestärkt werden und insbesondere der wunderbare Baumbestand erhalten bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen schlagen wir vor, die drei rückwärtigen Bestandsgebäude, von denen 2 durch den jahrelangen Leerstand in einem unguten Zustand sind, zurückzubauen.  Die Raumstruktur des ehemaligen Kasernengeländes wird im Sinne eines lebenswerten, zukunftsweisenden und leistbaren Wohn- und Arbeitsquartiers weiterentwickelt. Dabei ensteht ein  urbanes Quartier als Ort der Begegnung, mit einem urban geprägten grünen Anger und einem vielfältigen inneren Grünangebot für Ruhe und Erholung.

 

Struktur der Freiräume

Die städtebauliche Figur gliedert das Gebiet in eine äußere Raumfolge mit Quartiersplatz, Promenade und Generationenpark, die um eine Hofrandbebauung herum gelegt sind und eindeutige Freiräume entstehen lassen. Im Vergleich zur ersten Phase wurde der Innenhof nun an den Ecken geöffnet und dadurch stärker mit den angrenzenden Räumen verknüpft. Er ist nicht unterbaut und kann mit Großbäumen begrünt zur ‚grünen Lunge‘ des Quartiers werden.  Der Quartiersplatz ist Treffpunkt für die neue Nachbarschaft und öffnet sich zur Ringelbachstraße. Seine Größe bestimmt sich durch die Lage der schützenswerten Bestandsbäume, die vollständig erhalten bleiben. Er bildet das Zentrum der öffentlichen Nutzungen mit Laden- und Gewerbeflächen, einem Quartierscafé, Mobilitätshub mit Werkstatt, Parkgarage und Kletterzentrum. Deren Eingänge adressieren sich zum Quartiersplatz als vielfältigen und öffentlichen Ort. Von ihm aus ist auch die Kindertagesstätte erschlossen.  Der Freibereich der Kita wird im Sinne eines Ortes für Generationen mit Angeboten für ältere Bürgerinnen und Bürger ergänzt, die dort Gelegenheiten zum Aufenthalt und der Bewegung an Geräten finden. Dem Konzept eines Generationenparks folgend wird für die jugendliche Generation ein All-Purpose Spielplatz auf dem Dach des Parkhauses angeboten.  Die südlich gelegene Promenade schafft einen, von Bäumen gegliederten, Begegnungsraum, der sich für unterschiedlichste Aktivitäten von den BewohnerInnen aneignen lässt. Hier steppt der Bär, hier kann gebastelt, gefeirt und gespielt werde. Werkstätten, Ateliers im Erdgeschoss des angrenzenden Baugemeinschaftsriegels runden das differenzierte Raum- und Nutzungsangebot ab.  Das neue Ringelbachquartie r- als Ganzes- bietet ein vielfältiges Angebot an Innen- und Außenräumen für die neuen BewohnerInnen,  wie aber auch für die Nachbarn der angrenzenden Quartiere.

 

Maßnahmen zur Klimanpassung

Das Klima ändert sich - andauernde Hitzeperioden und lange Trockenphasen gehen mit extremen Starkwetterereignissen einher. Veränderungen, die ein Umdenken im Planen und Bauen auf verschiedenen Ebenen zwingend nötig machen. Durch ein optimiertes Feuerwehrerschließungs- und Entsorgungskonzept können die befestigten Flächen im Erdgeschoss auf ein Minimum reduziert werden. Die erforderlichen Belagsflächen sind entweder als wassergebundene Decken versickerungsoffen oder als wasserdurchlässiger Belag atmungsaktiv gestaltet. Eine helle Belagsfarbe erhöht das Rückstrahlvermögen der Freianlage und wirkt der Hitzeinselbildung entgegen. Der geringe Versiegelungsgrad bzw. der hohe Grünanteil im Erdgeschossentwurf trägt zu einer erhöhten Versickerung bzw. Verdunstung von gespeichertem Regenwasser bei und senkt das Mikroklima im direkten Projektumfeld. Mit einem angepassten Begrünungskonzept wird auf die sich ändernde Lebensumwelt reagiert. Bei den vorgeschlagenen strukturgebenden und schattenspendenden Großgehölzen handelt es sich um Klimabäume verschiedener Wuchsklassen. Die Grünflächen sind mit einer standortgerechten Wiesenansaat artenreich und ansprechend begrünt. Auf den Dachflächen sind in Kombination mit den PV Anlagen artenreiche, extensiv begrünte Biodiversitätsdächer angelegt. Der hohe Begrünungsgrad in Kombination mit einem Retentionsaufbau auf den Dachflächen führt zu einem hohen Regenwasserrückhalt. Das wenige, zu versickernde Niederschlagswasser kann über außenliegende, bepflanzte Versickerungsmulden dezentral versickert werden. In den auf ca. 30cm unter GOK modellierten Anstauflächen kann auch das Jahrhundertregenereignis oberflächig eingestaut werden. Bei der Materialauswahl in den Freianlagen wird auf Plastik verzichtet und wenn möglich Recyclingmaterial als Betonzuschlagstoff oder z.B. als Tragschicht verwendet. Bei der Beleuchtung der Freianlagen wird auf eine insektenschonende, emissionsarme Ausleuchtung Wert gelegt.

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